Herbert Starek
Der kühne Interpret
17.11.2011 - 10.02.2012Im Königreich des größten Glücks
Ab 17. November 2011 präsentiert Artbits die Ausstellung "Der kühne Interpret" von Herbert Starek. In seinen Arbeiten widmet sich der Wiener Künstler in surrealer Tradition irritierenden Tauschungsmanövern.
Herbert Starek spielt mit nicht eingelösten Erwartungen. Die großflächigen Karten, die der studierte Maler im Rahmen seiner Ausstellung „Der kühne Interpret“ bis Jänner 2012 in der Artbits Galerie zeigt, erwecken zunächst den Eindruck korrekter topografischer Abbildungen. Wie bei klassischen Landkarten kann der Betrachter Gelände, Flüsse, Straßen, Wälder oder Gebirge ausmachen, ebenso Maßstabsangaben, Darstellungslegenden oder Himmelsrichtungen. Stareks Kartenfelder offenbaren erst bei näherer Betrachtung ihren wahren Charakter: “Das Königreich des größten Glücks“ liegt etwa gleich neben “Goldketten“ und wird im Norden von “Leiden“ umgrenzt während auf der “Logischen Karte“ “Lufticus“ die Reisen von Amadeus Cavori beschrieben werden, auf denen dieser auf Baron del Rivero trifft, fliegende Untertassen beobachtet und Glaubensschwankungen unterliegt.
Formales Täuschungsmanöver
“Für mich repräsentieren Karten die Absurdität des modernen Lebens“, beschreibt der 56-jährige den Inhalt seiner kartografischen Werke. “In meiner Vorstellung sind Landkarten wie nicht eingelöste Versprechen. Sie suggerieren Orientierung und vermitteln dem Benutzer die Illusion ganz präzise Auskunft über unsere Welt zu geben. In Anbetracht der weltpolitischen Entwicklungen kann gegenwärtig wohl kaum jemand behaupten ernsthaft den Durchblick zu besitzen - und mit dieser Idee spiele ich in meinen Karten.“ Sorgfältig scannt der Hutter-Schüler historische Landkarten ein und ersetzt alle Ortbezeichnungen in aufwändiger Kleinarbeit durch digitale Nachbearbeitungen mit seinen eigenen Texten. Bei anderen Werken - wie etwa bei der Papageien-Insel, deren Umriss und topografische Beschaffenheit dem bunten Flügelkleid dieser Vogelspezies nachempfunden ist - kreiert Starek eigene Welten. “Meine Arbeiten sind direkt an die dadaistischen und surrealistischen Werke der 20er und 30er Jahre angelehnt“, so Starek weiter. Von Magritte borgt sich der passionierte Literaturkenner dabei die kontradiktorischen Zeichenverwendungen, von Kurt Schwitters den makaberen Sinn für Humor.
„Kühne Interpreten“
Formal signalisieren die kartografischen Arbeiten für Starek auch eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Malte er zu Beginn seiner Ausbildung an der Hochschule für Angewandte Kunst noch in einem strikt gegenständlichen und vom fantastischen Realismus beeinflussten Stil, wandte sich der gebürtige Wiener im Anschluss viele Jahre der abstrakt-geometrischen Malerei zu. Mit seinen aktuellen Arbeiten rückt Herbert Starek wieder näher an seine gegenständlichen Anfänge heran. Was allerdings bleibt, ist die aus der abstrakten Arbeit stammende Verweigerung vorgegebener Interpretationsmuster. “Je freier die Assoziationen, desto besser“, so der Künstler knapp. Ein Freibrief für “kühne Interpreten“ halt.
Hier finden Sie weitere Arbeiten von Herbert Starek, die nicht in der aktuellen Ausstellung vertreten sind.